Dauer

5 Reisetage

Reiseleitung

Katja Jaeckel
Katja Jaeckel

„Den ‘Blauen Reiter’ erfanden wir am Kaffeetisch, in der Gartenlaube in Sindelsdorf; beide liebten wir Blau. Franz Marc die Pferde, ich die Reiter. So kam der Name von selbst. Und der märchenhafte Kaffee von Frau Maria Marc mundete uns noch besser.“ So beschreibt Wassily Kandinsky die Gründungsgeschichte der berühmten Künstlervereinigung, die in der verschlafenen Idylle Oberbayerns 1911 den Weg in die Moderne bereitet. Ein Jahr später erscheint mit dem gleichnamigen Almanach eine der wichtigsten Programmschriften des 20. Jahrhunderts, ein Kultbuch mit über 140 alten und zeitgenössischen, abstrakten und naiven Bildern aus Europa und der Welt: Schnitzereien aus Borneo, Volkskunst aus Russland und Alaska,

Plastiken aus Kamerun und Neukaledonien. Die Künstlergruppe besteht nur kurz bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ihre Werke beeinflussen die Kunstgeschichte aber noch heute.

Leistungen

  • Fahrt im bequemen Reisebus ab Zürich und St. Gallen
  • 4 Übernachtungen mit Frühstück in gutem Mittelklassehotel
  • 4 Abendessen, 2 Mittagsimbisse
  • 1 Schifffahrt, Eintritte und Führungen lt. Programm
  • Reiseliteratur
     
  • Mindestteilnehmerzahl: 12/ maximal 25

Preis pro Person im Doppelzimmer
CHF 1890
Preis pro Person im Einzelzimmer
CHF 2170

Reiserücktritts-Versicherung
(fakultativ): ab CHF 54

Im Süden Bayerns liegt ein Landstrich, welcher auch das Blaue Land genannt wird. Bauern, Geistliche und Künstler prägten ihn durch die Jahrhunderte. Als Lebensraum und Motiv inspirierte die Natur mit ihren Wäldern, Auen und Seen vor der imposanten Kulisse der Bayerischen Alpen zu Beginn des 20. Jahrhunderts junge unkonventionelle Künstler der Münchner Malerschule, die auf der Suche nach etwas Neuem waren. So auch Wassily Kandinsky, der mit seiner Malklasse zum „Landschaftern“ hinausfuhr. Im reizvollen Städtchen Murnau, Ausgangspunkt unserer Unternehmungen, liess sich ab 1908 sein Freundeskreis nieder. Die kleine Künstlerkolonie begeisterte sich für die bäuerliche Kultur, vor allem für die Hinterglasmalerei, die damals noch in Murnau blühte, aber auch für eine inbrünstige, gelebte Frömmigkeit, die sie in der Stadt nicht fand. Heute, über ein Jahrhundert später, wollen wir diesem Dreiklang aus Tradition, Natur und Kunst nachspüren, Künstlerwege und die Entwicklung zum Expressionismus nachzeichnen sowie die herrliche Landschaft und die herzliche bayerische Gastfreundschaft geniessen.

1. Tag (Mo): Nach Oberbayern

Fahrt im bequemen Reisebus von Zürich über St. Gallen nach Oberbayern. Gewaltig taucht um die Mittagszeit die an römischen Vorbildern orientierte Kuppel des Klosters Ettal auf. Nach einem gemeinsamen Mittagsimbiss im hauseigenen Braustüberl besichtigen wir die von Kaiser Ludwig dem Bayern gegründete Benediktinerabtei. Überwältigend ist der Eindruck beim Betreten der barocken Klosterkirche, einer imposanten überkuppelten Rotunde. Kulissenwechsel! Vor eindrucksvollem Alpenpanorama, umgeben von herrlichen Gärten, liegt Linderhof, das einzige vollendete Schloss des bayerischen „Märchenkönigs“. Ludwigs II. Hommage an den Sonnenkönig Louis XIV ist vor allem in seinen prachtvollen Dekors der Innenräume ein Triumph des Kunsthandwerks. Am späten Nachmittag erreichen wir unser Standorthotel im reizvollen Murnau. 4 Übernachtungen und gemeinsame Abendessen in Murnau.

2. Tag (Di): In Murnau, der Wiege des Blauen Reiters

Wer hätte ahnen können, dass sich das reizvolle, aber verschlafene Städtchen Murnau 1909, als Gabriele Münter hier ein schmuckes Haus erwarb, zu einem Treffpunkt der Maler-Avantgarde des 20. Jahrhunderts entwickeln würde? Als „Russenhaus“ bezeichneten es die Einheimischen wenig schmeichelhaft, denn Münter lebte hier mit ihrem ehemaligen Mallehrer Wassily Kandinsky in „wilder Ehe“. Beide öffneten ihr Haus für Künstlerfreunde wie Alexej von Jawlensky, Marianne von Werefkin und Paul Klee. So entstanden Ideen und wichtige Werke eines Künstlerkreises, der unter dem Namen Der Blaue Reiter weltberühmt ist. Heute bewahrt eine Stiftung das Andenken an die grosse Malerin und ihr Werk. Vertiefen wollen wir unsere Kenntnisse im Murnauer Schlossmuseum, das Werke des Blauen Reiters ausstellt und an den ungarischen Schriftsteller Ödön von Horváth erinnert - auch er ein Wahl-Murnauer. Mit einem Bummel durch den Ort beschliessen wir den Tag.

3. Tag (Mi): Von gelben und blauen Pferden

Über dem Kochelsee steht seit 2008 ein Schmuckstück: der moderne Erweiterungsbau des privaten Franz-Marc-Museums. Durch die riesigen Fenster kommunizieren Natur und Kunst vor einer grossartigen Bergkulisse. Es war der junge Franz Marc, der 1912 zusammen mit Kandinsky den Begriff des Blauen Reiters als Titel eines Almanachs prägte, kurz bevor der Erste Weltkrieg sein junges Leben raubte. Die Publikation dieses Almanachs ist nichts weniger als eine der wichtigsten programmatischen Schriften der Moderne. Nach der Mittagspause, mit den gesehenen Bildern im Kopf, lassen wir die Landschaft bei einer Schifffahrt auf dem Kochelsee an uns vorüberziehen. Zum Ausklang des Tages statten wir dem ländlichen Sommer-Atelier des Porträtisten und Münchner „Malerfürsten“ Friedrich August von Kaulbach in Ohlstadt einen Besuch ab.

4. Tag (Do): Wechselbeziehungen - Die Brücke und Blauer Reiter

Das Buchheim-Museum des Olympia-Architekten Günter Behnisch in Bernried am Starnberger See ist ein echter Hingucker – innen wie aussen. Herzstück der Sammlung ist die Expressionisten-Sammlung von Lothar-Günther Buchheim: ein Dialog zwischen Werken der Brücke und des Blauen Reiters. Dann ist Entspannung am See angesagt, bevor wir am Nachmittag die Motivwelt Heinrich Campendonks entdecken. Der aus dem Rheinland stammende Maler wurde 1911 das jüngste Mitglied des Blauen Reiters und war fasziniert von der alten Bergwerkstadt Penzberg. Besonders in seinen Hinterglasbildern hat er Kunstwerke von ganz eigener Meisterschaft geschaffen. Gemeinsames Abschiedsessen in Murnau.

5. Tag (Fr): Résumé im Münchner Lenbachhaus und Heimreise

Die weltgrösste Sammlung von Bildern des Blauen Reiters erwartet uns im Münchner Lenbach-Haus, der ehemaligen Künstlerresidenz des Malers Franz von Lenbach. Ist es gewagt zu behaupten, dass dieses Haus zu den schönsten Orten Münchens zählt? Die im toskanischen Stil errichtete Villa kontrastiert mit dem schillernden Neubau des Architekten Sir Norman Foster. Den Grundstock der Sammlung bildet eine Schenkung durch Gabriele Münter aus dem Jahr 1957 – der Kreis unserer Reise schliesst sich. Servus schönes Land! Bei einer Brotzeit in einem Münchner Biergarten klingt unsere Reise aus. Rückkehr in St. Gallen am Nachmittag bzw. am frühen Abend in Zürich.