Die Glockenspiele der Belfriede, der charakteristischen flämischen Stadttürme, sind die akustische Überraschung in dieser wohl reichsten Kunstlandschaft nördlich der Alpen. Wo sonst in Europa als in den historischen Regionen Flandern und Brabant findet sich auf kleinem Gebiet eine solche Fülle an einzigartigen Bau- und Kunstwerken? Der Handel und die Tuchherstellung bescherten den stolzen Städten Belgiens grossen Wohlstand. Zusammen mit den Ambitionen der Herzöge von Burgund, zu deren Reich das Gebiet seit dem 14. Jahrhundert gehörte, war damit der Boden bereitet, auf dem die schönsten Werke der spätgotischen Kunst erblühen sollten. Der Wettstreit zwischen den Handelsherren auf der einen und den Herzögen auf der anderen Seite, ihre unterschiedlichen wirtschaftlichen, politischen und religiösen Ziele, führt zum Herbst des Mittelalters, so der Titel eines epochalen Buches von Johan Huizinga. Der reizvolle Gegensatz zwischen dem farbigen Leben in den Städten und der unerwarteten Stille auf dem Lande lassen diese Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis für die Sinne werden.